Sieben auf einen Streich

7 Operationen bei 6 Patienten an einen Op-Tag in der Augenklinik.
Am letzten Dienstag sollte Werner 7 Operationen an einen Tag durchführen. Was in Deutschland nach einem Op- Programm für einen Vormittag klingt, ist bei der Fallschwere der peruanischen Patienten ein sportliches Op-Programm. Es war eigentlich mindestens eine Op zu viel laut Plan. Eine erblindete Patientin hatte eigentlich ihren Termin zuvor am Telefon abgesagt. Sie war dann aber doch gekommen mit der Hoffnung, rasch wieder sehen zu können.


Das Team der Augenklinik plante am Vortag die Operationen und entschied nach Prüfung der Möglichkeiten einmütig. Sie würden es versuchen, alle Patienten an diesem Tag zu operieren. Und dabei war Werner nur scheinbar vom Märchen vom tapferen Schneiderlein inspiriert, das er als Kind so geliebt hatte. In Wahrheit folgte die Entscheidung dem Wunsch des Teams, allen Patienten rasch und in vollem Umfang helfen zu wollen.


Alle Patienten sind aus dem Hochland im Süden Perus und hatten eine Anreise zwischen 1 und 1, 5 Tagen. Sie waren nicht mehr in der Lage zu lesen. Zwei von sechs waren an einem Auge ganz erblindet, und vier Patienten sogar an beiden Augen. Ein Patient litt zusätzlich am sogenannten akuten grünen Star.
Alle Patienten konnten doch noch an ein und demselben Tag erfolgreich operiert werden, unter anderem deshalb, weil die Schwestern ihr Bestes gaben, und in Windeseile die Patienten und die OP-Instrumente vorbereiteten. Dass die gesamte Operationszeit zudem nur 2 h und 45 min betrug, lag daran, dass  5 der 6 vollständig eingetrübten Katarakte mit der sogenannten Phakoemulsifikation operiert werden konnten. Diese vor über 30 Jahren in die moderne Augenheilkunde eingeführte Operationstechnik kommt mit einem 3 mm Schnitt aus, das Op-Trauma ist also klein, die OP ist nahtlos, komplikationsarm und geht sehr schnell. Nur ein Patient benötigte wegen einer fortgeschritten braunen Katarakt eine sogenannte manuelle Technik (MSICS) mit einem 9 mm Schnitt und einer anschließenden Wundnaht und wird daher mindestens 1 Woche täglicher Nachsorge in Anspruch nehmen, da die Operation zugleich mit einer fistulierenden Glaukom-Operation kombiniert wurde. Die anderen Patienten dahingegen werden dank der modernen Op-Technik schon 3 Tage nach der Op an ihren Heimatort zurückkehren.

 

Unter diesen ist ein 32-jähriger Peruaner. Er war aufgrund einer unbehandelten Diabetes beidseitig auf ein gefährlich geringe 45 kg abgemagert und beidseitig am grauen Star erblindet. Nach 1-monatiger Behandlung  mit Insulin durch Dr. Martina John hatte er genug Kräfte gesammelt, um die Op ohne ein erhöhtes Infektionsrisiko und mit Erfolg zu überstehen. Mit einem unkorrigierten Visus von 20/60 am zweiten Tag nach der OP ist er ziemlich zufrieden. Wir wünschen allen Patienten eine rasche Genesung.

 

Das ganze Team der Augenklinik von Diospi Suyana schick ein ganz Herzliches Dankeschön an das Team der Augenärzte Dres. Schwarz, Künster und Kollegen. Ein ganz herzliches Dankeschön auch an alle Freunde und Unterstützer unseres Dienstes bei Diopsi Suyana. Ohne all diese Hilfe und Unterstützung wäre dieser Dienst hier so nicht möglich. 

 

 

Die Bilder sind per Klick in die Bildmitte vergrößerbar, nur fehlt dann die Bildunterunterschrift:

 

Bild 1. Am Tag nach der Operation. Werner bei der Nachuntersuchung des jungen Mannes. Der beidseits erblindete Patient erkennt erstmals, wer ihn operiert hat. Seine Erleichterung ist groß - er kann sofort wieder lesen. Gott sei Dank.

 

Bild 2. Die 6. Patientin, 75 Jahre alt, kam auch noch dran. Bald geht's für sie und die Söhne wieder Hause. Im Bild ist das Team der Augenklinik nach einem erfolgreichem OP-Tag (nicht im Bild: Augenärztin Dr. Ursula Buck).

 

Bild 3. Unterstützer aus der Heimat im November 2017: Von links nach rechts: Werner erhält von Herrn Matuschek von der Firma Ruck eine Instrumentenspende für die Katarakt-Operation. Diese Spende hat Dr. Schwarz, ganz rechts im Bild, eingefädelt und selbst die dazu passende Operationsmaschine gespendet. 

 

Bild 5, 6 und 7: Das Auge des 32-Jährigen Diabetikers mit Katarakt vor OP, während der Ultraschall-Absaugung und die klare Kunstlinse im Auge am OP-Ende.