Wir haben hier seit 12 Tagen landesweite Ausgangssperre. Gestern wurde sie noch einmal bis zum 12. April verlängert. Das heißt Johanna und ich sind komplett zu Hause. Langweilig ist uns überhaupt nicht. Ich habe einmal in dieser Zeit das Haus verlassen um Gemüse und Obst einzukaufen. Werner ist weiterhin jeden Tag am Arbeiten. Ich bereite von zuhause aus Schulmaterialien vor.
Im gesamten Bundesstaat Apurimac gibt es für 500.000 Menschen rund 30 Beatmungsgeräte. Zehn von ihnen befinden sich im Hospital Diospi Suyana.
Noch verbleiben uns wohl zwei bis drei Wochen bevor der Massenansturm auf die Krankenhäuser einsetzt. So wird es zumindest vermutet.
Wir Missionare haben von Martina und Klaus John, den Gründern des Krankenhauses Diospi Suyana einen Brief erhalten. Er endete mit den folgenden Worten (wir haben uns frei gefühlt, diesen Teil auch hier zu verüffentlich, da Klaus ihn selbst auf die Homepage von Diospi Suyana gestellt hat):
“Tina und ich danken Gott für jeden von Euch, der bleibt und vielleicht sogar seinen Dienst über das geplante Maß verlängert. Wo werden wir gebraucht? In Curahuasi! Und wann werden wir hier gebraucht? Jetzt und in den folgenden sechs Monaten!
Wir werden schlimme Dinge erleben. Sterbende in den 100 Betten unseres Spitals. Schreie der Trauer und Wehklagen der Angehörigen. Es ist sogar denkbar, dass im ganzen Land die Panik ausbricht und die Familien um jedes Beatmungsbett kämpfen werden. Was ich hier beschreibe ist leider keine Übertreibung. Wir werden Bilder sehen, die das Fernsehen nie zeigt, sondern nur als statistische Größe erwähnt.
Aber nun zur guten Nachricht. Gott ist bei uns. Wir sind in seinem Namen hier. Vielleicht erleben wir sogar Heilungen durch Gottes Kraft. Er kennt unsere Angst und unsere Tränen. Wir sind nicht alleine.
Wir danken jedem Einzelnen von Euch, der bereit ist, sein Leben in Curahuasi zu investieren. Wir werden mit einem Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter, aber so eng beisammen wie noch nie in der Geschichte von Diospi Suyana durch ein dunkles Tal gehen.
Doch Gott ist bei uns, sein Stecken und Stab werden uns trösten.
In Liebe und Dankbarkeit, Eure Tina und Klaus!”